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Man liest im Internet diverse Artikel über unterschiedlichste Ansätze in der Fütterung: Auf der einen Seite wird geschrieben, wie schädlich synthetische Futterzusätze seien und man möchte dem Pferd natürliches Mineralfutter geben. 

Auf der anderen Seite wird sich darüber ausgetauscht, mit welchen Futtermitteln man noch mehr Selen, noch mehr Zink, noch mehr Mangan usw geben kann. Die einen lassen die Pferde selber entscheiden, andere berechnen alles akribisch. Und immer wieder die große Unsicherheit: Was ist richtig? Und wie stellt man den Bedarf überhaupt fest? Was braucht / darf das Pferd wirklich? Zu den meisten Themen gibt es eine Vielzahl an Meinungen und Aussagen und so manch ein Pferdehalter ist davon irgendwann völlig verwirrt. Denn natürlich klingt alles erst einmal plausibel und einleuchtend und wir alle wollen doch das Beste für unser Pferd.

Häufig wird  pauschal unterteilt in natürlich ist gut – chemisch ist schlecht. Aber was ist natürlich und was ist chemisch? Kann man das wirklich einfach so unterteilen? Und ist chemisch immer schlecht und natürlich immer gut? Oft wird so einiges wild durcheinandergewürfelt. Denn die Sehnsucht der (vor allem weiblichen) Pferdebesitzer nach einer ganz natürlichen und trotzdem vollwertigen und absolut gesunderhaltenden Fütterung wird nebenbei sehr reichlich durch entsprechende Werbeaussagen immer weiter befeuert.

Natürliche Fütterung?

Spricht man von natürlicher Fütterung, dann geht man davon aus, dass nur solche Futtermittel zum Einsatz kommen, denen KEINE Vitamine und Mineralstoffe extra zugefügt sind. Diese Futtermittel enthalten also nur die Nährstoffe, die natürlich enthalten sind. Wie auch in der menschlichen Ernährung wäre es natürlich schön, wenn wir den Nährstoffbedarf unserer Pferde auf diesem Wege decken könnten. Leider sind aber in den meisten Fällen die Mineralstoffgehalte (besonders an Zink, Kupfer und Selen) im Heu so niedrig, dass man es nicht schafft, diese Unterversorgung allein durch natürliche Futtermittel auszugleichen. bunte mischung

Ein Beispiel: Heu enthält oft nur ca. 20 bis 25 mg Zink / kg. Rechnet man nun, dass ein 500 kg-Pferd davon pro Tag 10 kg frisst, bekommt es also über das Heu pro Tag 200 bis 250 mg Zink. Man geht aber davon aus, dass ein 500 kg-Pferd schon im Erhaltungsstoffwechsel 425 mg Zink pro Tag benötigt. Man müsste also pro Tag 175 bis 225 mg Zink zusätzlich ergänzen. Und da ist noch nicht einmal der Mehrbedarf durch Stress, Wechselwirkungen und / oder die Rasse mit eingerechnet.

Wenn man jetzt schaut, wieviel Zink wohl in natürlichen Futtermitteln enthalten ist, dann sieht man schnell: Damit kann man solch große Fehlmengen nicht ausgleichen. Selbst bei den als so zinkreich geltenden Weizenkeimen kommt man nur auf ca. 12 mg / 100 g. Und in Seealgen sind meist nur 2 bis 2,5 mg Zink / 100 g enthalten...

Steht nun also (wie ja in den meisten Fällen) nur recht spurenelementarmes Heu zur Verfügung, kann man diese Defizite nicht rein natürlich ausgleichen.  Also müssen wir dem Pferd anders helfen und realistisch sehen: In der Regel reicht die rein natürliche Fütterung nicht aus, weil wir unsere Pferde eben auch nicht natürlich halten können. Aber ein größeres Spektrum an sekundären Pflanzenstoffen können wir unseren Pferden durchaus über "natürliche" Futterzusätze bieten!

Und es gibt Situationen, in denen Pferden eine rein natürliche Fütterung tatsächlich gut tut: Nicht selten passiert es, dass Pferde unbeachstichtigt in einigen Bereichen stark überversorgt werden. In dem Bestreben, dem Pferd etwas Gutes zu tun, wird manchmal einfach auch zu viel getan und es gerät allerhand durcheinander. Wird in einer solchen Situation auf eine "natürliche Fütterung" umgestellt, dann wird es dem Pferd oft erst einmal besser gehen. Es ist dann nur immer die Frage: Funktioniert das auf Dauer? 

 
Organisches Mineralfutter?

1 IMG 1116Den Etiketten der Futtermittel kann man entnehmen, in welcher Form Spurenelemente beigefügt wurden.Stellt man nun fest, dass das Pferd zur Deckung seines Nährstoffbedarfs doch ein Mineralfutter benötigt, wird es wiederum verwirrend. Denn "synthetisch" klingt alles andere als gut und so bedient sich die Werbung oft genug bestimmter Schlüsselwörter: Der Begriff "organisch" wird bei vielen Menschen gleichgesetzt mit "natürlich". Das ist allerdings im Zusammenhang mit Mineralstoffen ganz anders zu verstehen. 

Organisch hat hier nichts mit natürlich oder unnatürlich zu tun, sondern mit (Ihr erinnert Euch an die Schulzeit?) organischer und anorganischer Chemie. Ich zitiere Wikipedia: "Organische Chemie ist ein Teilgebiet der Chemie, in dem die chemischen Verbindungen behandelt werden, die auf Kohlenstoff basieren..." Mineralstoffe basieren aber nicht auf Kohlenstoffen. Und so sind Eisen, Calcium, Selen, Zink & Co als solches also anorganisch. 

ABER: Die Mineralstoffe können im Futter in unterschiedlichen Verbindungen vorliegen - nämlich in organischen oder anorganischen Verbindungen. Denn man kann dem Futtermitteln nicht zum Beispiel Zink in Reinform beimischen, sondern nur in Form von bestimmten Zinkverbindungen Und richtig! Diese unterschiedlichen Verbindungen können unterschiedlich gut verwertbar sein. Aber organisch gebunden heißt eben nicht, dass es in natürlicher Form vorliegt. Es sagt lediglich aus, dass da ein Mineral an eine organische Substanz (häufig Aminosäurekomplexe) gebunden ist. 

Ob ein Futtermittel "natürlich" ist oder ob Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt (also nicht natürlich enthalten) sind, entnimmt man besser nicht den Werbeaussagen, sondern man man wirft einfach einen kurzen Blick auf die Deklaration: Steht da etwas von "ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen", dann wurden diese (wie der Name schon sagt) zugesetzt. Egal, wieviele Kräuter, Algen und sonstiges sonst noch im Futter enthalten sind: Zusatzstoffe sind Zusatzstoffe und die ausgewiesenen  Vitamin- und Spurenelemente in der Rubrik "ernährungsphysiologische Zusatzstoffe" sind entsprechend nicht natürlich enthalten.

Übrigens: Die Vitamine und Spurenelemente werden nicht von den jeweiligen Futtermittelfirmen selber hergestellt, sondern sie werden zugekauft und dann den jeweiligen Produkten beigemischt.

Und woher weiß ich, welche Nährstoffe mein Pferd braucht?

niedriger zinkgehaltDie sicherste Möglichkeit festzustellen, was mein Pferd neben dem Heu benötigt, ist die Heuanalyse. Lesen Sie dazu gerne auch hier: Was steckt im Heu? Ja, es ist für viele Pferdehalter schwierig, weil es in einigen Ställen ständig wechselndes Heu gibt. Aber auch eine Mischanalyse aus verschiedenen Sorten sagt mehr aus als gar keine Werte. Berechnet wird dann jeweils mit den Bedarfswerten der GfE von 2014. Diese haben sich auch in der Praxis als wirklich sehr gut passend erwiesen. 

Bei gesundheitlich beeinträchtigten Pferden rate ich oft zusätzlich zu Blutbildern. Denn es ist immer eine Sache, was man dem Pferd zur Verfügung stellt - und eine andere Sache ist es, wie es das tatsächlich umsetzen kann und wo es krankheitbedingt u.U. einen veränderten Bedarf hat. Und da bietet das (manchmal als Momentaufnahme umstrittene) große Blutbild incl. der Organwerte doch oft einige wichtige Hinweise.

 

Ist natürlich immer gut und "chemisch" immer schlecht?

Da sollte man sich erst einmal fragen: Was ist Natur und was ist Chemie? Denn Chemie ist eine NATURwissenschaft. Und die Übergänge zwischen dem, was wir als "natürlich" einstufen und dem, was wir als "Chemie" ansehen, sind fließend. Das kann man weder immer klar trennen, noch kann man die Qualität eines Stoffes ausschließlich danach beurteilen.natur gut

Ein einfaches Beispiel (zwar nicht aus der Fütterung, aber doch aus meinem Arbeitsbereich): Handgemachten Seifen gelten als besonders natürliches Reinigungsmittel. Und sie bestehen ja vor allem aus schönen Pflanzenölen, ätherischen Ölen, Pflanzenextrakten und Kräutern. Aber der Herstellungsprozess ist ein rein chemischer Prozess. Bezeichnet man Seife deswegen als synthetisch oder als "Chemiebombe"?  

Sicher haben wir alle so unsere Vorstellungen, was wir meinen, wenn wir "die böse Chemie" im Kopf haben. Und das möchte ich keinesfalls verharmlosen und ein sorgsamer Umgang damit ist wichtig. Aber nicht nur "chemische" Stoffe können den Stoffwechsel unserer Pferde belasten, unpassend gegebene Kräuter oder "natürliche" Futtermittel in schlechter Qualität belasten ebenso. Und auch gewisse Mangelsituationen können Stoffwechselprozesse sehr negativ beeinträchtigen. An dieser Stelle sollte man sich nicht nur um Spurenelemente- sondern auch um Vitamin- und Aminosäurenversorgung Gedanken machen.

Eine pauschale Schwarz-Weiß-Unterteilung sehe ich als gefährlich an. Darum ist mein Motto immer ganz pragmatisch: "So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig". Nicht nach Schwarz-Weiß-Philosophien sollte entschieden werden, sondern nach gesundem Menschenverstand. Womit wir das Pferd nicht auf natürlichem Wege versorgen können, das müssen wir ihm auf anderem Weg zur Verfügung stellen. Dabei sollten wir aber nicht übers Ziel hinaus schießen und immer noch mehr Zink und noch mehr Mangan und noch mehr Vitamin E oder, oder, oder geben. 

Sehr gerne kombiniere ich "herkömmliche" Mineralfutter mit "natürlichen" Produkten. Heißt also: Wenn ich sehe, dass der Bedarf des Pferdes eigentlich gedeckt sein sollte und es treten trotzdem gewisse Probeme auf, dann gebe ich nicht einseitig immer mehr und mehr. Sinnvoll ist es dann oft, dem Pferd ein noch größeres Nährstoffspektrum über solche natürlichen Futtermittel zu bieten, die sich auszeichnen durch den Gehalt an besonderen sekundären Pflanzenstoffen, verschiedenen ungesättigten Fettsäuren, Antioxidantien und anderen Stoffen, die wir nicht unbedingt anhand von Bedarfwerten berechnen können.  

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