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Vor einiger Zeit schrieb ich auf Facebook unter dem Titel "Die Futterspirale" über die immer höher werdenden Dosierungen einiger Mineralstoffe im Pferdefutter. 

Leider ist dies nach wie vor ein Problem: Besonders Zink, Mangan und Magnesium werden in teilweise extrem hohen Mengen gegeben - weit über den Tagesbedarf hinaus. In den sozialen Medien tauscht man sich gerne darüber aus, wie viel der einzelnen Stoffe man vielleicht noch zugeben sollte und vergleicht untereinander die Dosierungen - meist ohne jedoch die Unterschiede im Heu zu berücksichtigen. Und über eventuell negative Effekte durch überhöhte Dosierungen wird kaum nachgedacht. Immer mehr Pferde beginnen zu mäkeln, wollen ihr Futter nicht mehr fressen. Und es tauchen häufig immer wieder neue Probleme auf - und man füttert noch mehr. Kann das alles so richtig sein?

 

Entwicklung in den letzten Jahren

Mein erstes Mineralfutter (es war das Basis Stoffwechsel - jetzt Oligo plus) plante ich vor etwas über 10 Jahren extra für "Spezialrassen" wie Tinker, Isländer usw. mit einem höheren Zinkgehalt. Mit den meisten anderen Sorten auf dem Markt versorgte man die Pferde mit ca. 250 bis 300 mg / Tag. Zusammen mit dem Heu kam man dann auf ca. 450 bis 550 mg Zink. Und da der Tagesbedarf eines 500 kg-Pferdes an Zink bei ca. 425 mg liegt, passte das ja eigentlich auch sehr gut. Nur bei den "haarigen" Rassen wurde es oft knapp. Mit Oligo plus (vormals Basis Stoffwechsel) gab man besagtem 500 kg-Beispielpferd gleich 400 mg Zink pro Tag. Und das war vor 10 Jahren ziemlich viel! Die Pferde waren gut versorgt.

FuttermitteldeklarationSo sah das Basis Stoffwechsel vor ein paar Jahren ausAber heute bin ich in den Vergleichslisten recht weit unten angelangt. Wo ich nun ein 500 kg-Pferd mit 400 bis 500 mg Zink / Tag über das Mineralfutter versorge, überschlagen sich andere Anbieter mit 800, 1000 oder gar 1600 mg Zink pro Tag für ein 500 kg-Pferd - zusätzlich zum Heu. Und dann wird oftmals sogar noch Zink extra zugegeben im Fellwechsel, in der Annahme, viel Zink wäre doch immer gut. 

Ganz ehrlich? Das ist nicht nur unsinnig, das ist auch schädlich. Und interessanterweise sind die Zinkwerte in den Blutbildern so gefütterter Pferde meist trotzdem nicht so hoch, wie man es vielleicht erwarten würde. So wird mir immer wieder gesagt: "Sie sehen doch aber! Mein Pferd BRAUCHT doch so viel Zink!"

Warum aber sollen plötzlich so viele Pferde einen derart erhöhten Zinkbedarf haben? Vor 10 Jahren reichten einem 500 kg-Pferd ca. 250 bis 400 mg Zink pro Tag zusätzlich zum Heu und heute müssen es 1000 oder gar 1600 mg und im Fellwechsel noch mal 400 mg obendrauf sein?  Ich habe mir die durchschnittlichen Zinkgehalte im Heu aus den letzten Jahren angeschaut: Da hat sich nichts nennenswert verändert. Warum wird nun derartig gewetteifert, mit welchem Futter man noch mehr und noch mehr Zink zugibt?

Dasselbe kann man beim Mangan beobachten: Da werden teilweise ebenso enorm hohe Mengen gegeben, obwohl sehr häufig ja schon der Manganbedarf locker über das Heu gedeckt wird. Lt. der LUFA Nordwest lag der durchschnittliche Mangangehalt im Heu aus 2022 bei 131 mg/kg Heu. Das macht bei 10 kg Heu 1310 mg Mangan / Tag und der Tagesbedarf eines 500 kg-Pferdes liegt bei 425 mg. Nun ist allerdings bei Mangangehalten im Heu die Spannbreite sehr groß: In den Heuanalysen, die ich 2022 ausgewertet habe, lag der niedrigste Wert bei 17 mg und der höchste bei 550 mg / kg Heu. Aber gerade WEIL die Spannbreite so groß ist, rate ich davon ab, unkontrolliert große Mengen Mangan zuzufüttern. Die sehr niedrigen Werte sind eher selten. 

Trotz dieser teilweise so starken Zufütterung steigt der Manganwert im Blutbild oft nicht weiter an. Also wird noch mehr Mangan gegeben. Und weil man so viel Mangan füttert, muss man natürlich auch mehr Zink geben, weil das Pferd sonst DA in den Mangel kommt. So wird die Schraube immer höher und höher gedreht: Immer noch mehr Zink, noch mehr Mangan und weil das Pferd ja so spannig ist auch noch mehr Magnesium - bis weit, weit über den Bedarf hinaus. Kann das richtig sein? 

Den Pferden geht es damit ja langfristig meist nicht besser. Manchmal beobachten Pferdehalter nach solchen Nährstofferhöhungen erst einmal einen positiven Effekt, aber oft hält das nicht sehr lange an. Also wird noch mehr gegeben (im Blutbild ist der Wert ja immer noch nicht gestiegen). Ich bekomme Futterpläne, da wird mir ganz schwindelig. Und frage ich dann, ob es dem Pferd denn damit tatsächlich besser geht, dann wird mir nicht selten gesagt: "Nein, eigentlich nicht! Aber ich habe Angst, es zu reduzieren, weil ich ja nicht will, dass mein Pferd dann wieder in den Mangel rutscht. Im Blutbild sind die Werte ja immer noch so niedrig!"

 

Kontrolle über das Blutbild?

Warum also kommt es so oft vor, dass so viel gefüttert wird und die entsprechenden Werte im Blutbild ändern sich kaum? Beschäftigt man sich damit ein bisschen mehr, so ist das sehr einleuchtend: Der Körper verfügt über sehr ausgeklügelte Systeme, die die Aufnahme und Ausscheidung der verschiedenen Nährstoffe regeln. Die Gehalte im Blut werden bei den meisten Mineralstoffe relativ konstant gehalten durch die wirkungsvolle homöostatische Regulation. Und diese Regulation wird die Natur vermutlich nicht eingerichtet haben, damit Pferdehalter immer mehr füttern sollen, um dieses System außer Kraft zu setzen.

Zudem gibt es viele Faktoren, die den Gehalt an Mineralstoffen im Blut zusätzlich beeinflussen wie z.B. Stress, Krankheiten oder auch der Umgang mit den Blutproben usw. Darum kann man nicht einfach so den Versorgungsstatus nur über das Blut feststellen. 

Im Folgenden ein paar Informationen und Zahlen zu einigen Mineralstoffwerten im Blutbild:

  • Für Calcium gibt es eine besonders strenge homöostatische Regulation, weshalb man eigentlich keine Rückschlüsse auf die Fütterung ziehen kann durch den Calciumwert im Blut. Abweichungen hängen in der Regel mit anderen Faktoren zusammen. 
  • Bei Phosphor ist es ähnlich, wenn auch hier zumindest sehr extreme Mängel bzw. Überschüsse evtuell etwas mit der Versorgung zu tun haben - aber auch andere Bedeutungen haben können.
  • Bei Magnesium werden nur extreme Über- oder Unterversorgungen angezeigt,BlutbildHier lag weder Zink- noch Kupferüberschuss vor, aber das Pferd hatte ein Leberprobleme die homöostatische Regulation ist etwas schwächer als bei Calcium und Phosphor. Auch hier gilt aber: Abweichungen nach oben oder unten können auch andere Gründe haben.
  • Für Kupfer wurde kein Zusammenhang zwischen Aufnahme über die Fütterung und dem Wert im Blut gefunden. Nur bei einem länger bestehenden, starken Mangel kann dieser über das Blut angezeigt werden. Überschüssiges Kupfer wird in der Leber abgespeichert, so dass man auch einen Überschuss erst sehr spät bemerken würde. Steigt der Kupferwert im BB, hat das meist andere Gründe.
  • Auch bei Zink wird nur ein stärkerer, länger anhaltender Mangel im Blut angezeigt. Bei niedrigen Zinkwerten muss man sich besonders mögliche Antagonisten anschauen, die die Aufnahme behindern könnten. Auch bei der Zinkaufnahme wird vermutet, dass es homöostatische Mechanismen gibt, die bei schon gedecktem Bedarf zu einer erhöhten Ausscheidung führen. Darum erhöht sich bei einer gleichmäßig guten Versorgung der Zinkwert nicht weiter, auch wenn mehr Zink gegeben wird. Es ist also nicht sinnvoll, noch mehr Zink zu geben, um den Wert weiter anheben zu wollen. Es wird dann einfach nur deutlich mehr ausgeschieden.
  • Über Manganwerte im Blutbild wird besonders viel diskutiert. Hier gab es in 2021 eine sehr umfangreiche Studie von Theiner et. al., nach der die Referenzwerte im Blutbild neu festgelegt wurden. Dazu gleich mehr. 
  • Selen ist im Blutbild als einziger Wert in beide Richtungen aussagekräftig und spiegelt recht gut die Versorgung wider. Hier muss man jedoch beachten: In einigen Laboren wird der Referenzbereich sehr hoch angesetzt. So kann es sein, dass der Wert zwar unterhalb des Referenzbereichs liegt, aber kein Mangel besteht.

 

Wie ist es mit den Referenzbereichen?

Zu zweien der Spurenelemente gibt es immer wieder Diskussionen über die Referenzbereiche in den Blutanalysen, nämlich zu Mangan und Selen:

Teilweise werden unterschiedliche Untersuchungsmethoden, unterschiedliche Einheiten und auch unterschiedliches Untersuchungsmaterial für die Ermittlung der Spurenelementgehalte im Blut eingesetzt. Folglich gibt es unterschiedliche Referenzbereiche. Aber auch diese schwanken von Labor zu Labor, denn Referenzwerte sind per se erst einmal Mittelwerte. Dies ist der Grund, weshalb der Referenzbereich bei Selen in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Es wurde vermehrt Selen zugefüttert, so dass die Werte insgesamt gestiegen sind und somit wurden auch die Referenzbereiche hochgesetzt.

In den Blutbildern meiner Pferde von vor ca. 20 Jahren lag der Referenzbereich für Selen bei 50 bis 150 µg/l und jetzt beim selben Labor bei 100 bis 200 µg/l. Empfohlen wird jedoch lt. aktuellen Studien 70 bis 170 µg/l (bzw. 0,89 bis 2,16 µmol/l), bei Fohlen niedriger. 

Bei Mangan sind die Referenzbereiche besonders verwirrend. Während man sich beim Zink eigentlich immer an den vom Labor genannten Referenzbereichen orientiert, werden für Mangan im Internet teilweise ganz andere Werte genannt. Und diese werden auch in verschiedenen Pferdefütterungs-Gruppen in den sozialen Medien verbreitet. Welche Studie hinter diesen Zahlen steckt, scheint unbekannt zu sein. Tatsächlich aber geben manche Labore keine Referenzbereiche heraus bzw. steht dann da nur, dass ein bestimmter Wert nicht überschritten wurde. Darum ist es kein Wunder, dass man dann die Werte nutzt, die man so finden kann...

Die gute Nachricht ist: In 2021 wurde (wie schon erwähnt) eine Studie veröffentlicht, in der auch für Mangan Referenzbereiche ermittelt wurden. Diese Studie ist in vielerlei Hinsicht SEHR interessant und hilfreich. Es kam dabei heraus, dass Werte, die aus Vollblut ermittelt wurden, ca. 10 x höher liegen als aus Serum oder LH-Plasma. Und die beiden unterschiedlichen Untersuchungsmethoden AAS und ICP-MS führten ebenfalls zu unterschiedlichen Werten. Man muss also immer schauen: WAS und WIE wurde analysiert. Im Serum (ICP-MS) gilt nun z.B. der Referenzbereich von 1,11 bis 2,96 µg/l.

Weiterhin zeigte sich, dass bei schon gedecktem Manganbedarf (was in der Regel über das Heu schon der Fall ist), eine noch höhere Zufuhr nicht zu einem Anstieg der Blutwerte führt. Lediglich bei einer vorher unzureichenden Manganzufuhr steigt der Wert wahrscheinlich erst einmal an, wenn mehr Mangan gegeben wird. Aber danach bleibt der Wert recht konstant, weil die Manganaufnahme und -ausscheidung homöostatisch geregelt wird. Füttert man sehr hohe Manganmengen, um den Wert in der Blutanalyse zu erhöhen, dann überfordert man letztendlich die homöostatische Regelung. Irgendwann steigt der Wert dann doch an. Aber ob das so sinnvoll ist?

Ich gebe zu: Dieser ganze Wust an Untersuchungsmethoden und Zahlen und Studienergebnissen ist keine ganz leichte Kost und darum kann ich auch verstehen, dass schön übersichtlich gestaltete Tabellen "beliebter" sind. Damit kann man leichter umgehen und es wäre doch so praktisch, wenn man die Versorgung des Pferdes am Blutbild ablesen könnte...

  

Und was ist mit den Haarmineralanalysen?

Es gibt verschiedene Labore, die auch Haarmineralanalysen anbieten. Auch solche Analysen bekomme ich häufig auf den Tisch, mit der Bitte, ein dazu passendes Mineralfutter zu empfehlen. Jedoch ist es zwar so, dass man teilweise festgestellt hat, dass Mineralstoffgehalte im Haar ansteigen können bei erhöhter Fütterung. Man weiß aber noch wenig über die Referenzwerte und man hat bei einigen Spurenelementen auch festgestellt, dass der Gehalt im Haar u.a. abhängig ist von der Fellfarbe, Jahreszeit, Alter des Haares (Haarwachstum ist ja auch rassebedingt unterschiedlich), Rasse und Alter.

Und über die Eiweißversorgung sieht man in der Haarmineralanalyse natürlich gar nichts. Also ist auch das nicht der richtige Weg, die Fütterung gut anzupassen - so verlockend das auch ist!

 

Was also tun?

Eine vernünftige Rationsberechnung ist also ausschließlich über eine Heuanalyse möglich. Häufig wird jedoch gesagt: "Aber eine Heuanalyse geht bei uns nicht! Bei uns wechselt doch das Heu immer mal wieder, da müsste ich ja immer wieder Heuanalysen machen lassen!"

raufutterMan sieht Heu nicht an, wie viele Nährstoffe enthalten sind.Man nimmt immer Mischproben. Darum kann man auch Proben aus unterschiedlichen Heuchargen nehmen, diese gut mischen und davon eine Probe einsenden.

Zudem kann man auch überlegen, ob es denn wirklich so schlimm wäre, mehrere Heuanalyse pro Jahr machen zu lassen. Eine Heuanalyse kostet ca. 85 € (je nach Labor und je nachdem, was man analysieren lässt). Tut man sich noch mit ein paar anderen Pferdehaltern zusammen, reduzieren sich die Kosten entsprechend. Ein umfangreiches Blutbild liegt eher bei ca. 150 bis 250 €, gilt nur für ein Pferd und wie oben geschrieben: Blutanalysen sind zwar wertvolle Bestandteile der Diagnostik bei verschiedenen Problemen, aber die Fütterung kann man damit nur sehr bedingt kontrollieren. Wenn man dann die Kosten von Heuanalysen (die man für den kompletten Pferdebestand nutzen kann) vergleicht mit den Kosten von Blutuntersuchungen, dann ist es vielleicht doch machbar, mit Heuanalysen zu arbeiten...

Wenn Heuanalysen wirklich nicht sinnvoll sind, weil die Heusorten so sehr häufig wechseln, dann bietet es sich an, mit den durchschnittlichen Werten im Heu zu rechnen, die regelmäßig z.B. von der LUFA Nordwest veröffentlicht werden. Dann wäre aber eine Zufütterung von Mangan beispielsweise überhaupt nicht notwendig, weil (wie oben geschrieben) im Durchschnitt z.B. im Heu ca. 130 mg Mangan enthalten sind. Damit ist bei vernünftiger Heuversorgung der Tagesbedarf schon weit überschritten. 

 

Aber mehr Zink und Mangan können doch nicht schaden?

Es stimmt schon: Wir kennen fürs Pferd keine toxischen Grenzen bei Mangan. Aber nur, weil wir sie nicht kennen, heißt es nicht, dass eine langfristige Überversorgung nicht doch negative Effekte haben kann. Wir wissen einfach vieles noch nicht. Und auch bei Zink und Kupfer stellte man eine große Toleranz gegenüber Überschüssen fest. Aber langfristige Effekte wurden dort ebenfalls nicht untersucht.

Wir wissen außerdem relativ wenig über mögliche Wechselwirkungen zwischen Spurenelementen. Einige antagonistischen Wirkungen sind bekannt. Aber es gibt ja noch viele Nährstoffe, die in nur sehr kleinen Mengen benötigt werden und die darum kaum (gar nicht) in der Fütterung berücksichtigt werden (müssen). Was passiert also z.B. mit Spurenelementen wie Bor, Molybdän, Chrom, Nickel oder Kobalt, wenn wir Zink und Mangan so sehr im Überschuss geben? Wir wissen nichts darüber. Aber sinnvoll kann es eigentlich nicht sein, sich in der Fütterung auf wenige Nährstoffe so stark zu fokussieren. Denn alles steht irgendwie in einem Gleichgewicht. 

Weiterhin gab es eine Untersuchung, in der man herausgefunden hat, dass zu viel Zink der Darmflora schadet. In der Praxis beobachten wir immer mal wieder, dass es bei einigen zu Kotwasser neigenden Pferden unter sehr hohen Zinkgaben zu einer Verschlechterung kommen kann, u.U. bis hin zu wässrigem Durchfall. Es gibt auch hier noch wenig Wissen. Da aber Zink antimikrobiell wirkt, ist es ja nachvollziehbar, dass sehr hohe Zinkmengen einen Effekt auf die Darmflora haben können. 

 

Negative Effekte für die Umwelt

Auf der Suche nach mehr Informationen über Veränderungen der Darmflora bei überhöhten Zinkgaben, bin ich in verschiedenen Artikeln auf noch etwas anderes gestoßen: Man hat festgestellt, dass auch Zink und Kupfer bei Bakterien durch Genmutationen Resistenzen auslösen können und sie dadurch unempfindlicher gegenüber giftigen Stoffen werden. Und diese Genmutationen können dann schneller auch zu Antibiotikaresistenzen führen.  Besonders in der Schweinemast konnte man feststellen, dass es bei Gabe sehr hoher Zinkmengen zu einer eindeutigen Zunahme multiresistenter Keime kam. Man kann diesen Effekt auch in mit Zink und Kupfer belasteten Böden feststellen und somit ist dies sicher auch für die Pferdefütterung kein unwichtiger Aspekt.

BodenlebenWie viele Millionen oder Milliarden Lebewesen trägt diese Hand?Denn es ist bekannt, dass bei einer starken Überversorgung mit Mineralstoffen sehr vieles davon einfach wieder ausgeschieden wird und über den Mist, der ja zur Düngung verwendet wird, im Boden landet. Nicht umsonst gibt es gewisse Obergrenzen in der Futtermittelverordnung bei bestimmten Spurenelementen, denn diese verstärkt ausgeschiedenen Mineralstoffe haben im Boden noch weitere unerwünschte Nebenwirkungen. 

Gerne kann man darüber mehr lesen hier: Bodenzustand in Deutschland
Ich zitiere einen Satz daraus: "Für Schadstoffe in Wirtschaftsdüngern (vor allem Kupfer und Zink, ...) können zum Beispiel eingesetzte Zusatzmittel in Futtermitteln Ursache sein". Interessant also, dass Kupfer und Zink im Boden als Schadstoffe eingestuft werden - und unsere Pferde bei Überversorgung jede Menge Zink ausscheiden, das dann im Boden landet.

Der Boden mit dem so umfangreichen Edaphon (Gesamtheit der Lebewesen im Boden) ist ein sehr wichtiges und auch sehr sensibles Ökosystem. Diese unzähligen Bodenlebewesen zerkleinern und zersetzen organisches Material und stellen den Pflanzen daraus wieder Nährstoffe zur Verfügung. Ohne die Bodenlebewesen könnten Pflanzen nicht wachsen. Weiterhin produzieren diese zahlreichen Würmer, Pilze, Flechten, Milben, Bakterien und sonstigen Bodenbewohner den wertvollen Humus. Und Humus ist nicht nur toll für gesundes Pflanzenwachstum. Die Humusschicht des Bodens ist ein extrem wichtiger und effektiver CO2-Speicher. Besserer Humusaufbau zählt also zu den besonders wichtigen Klimaschutz-Maßnahmen. Und auch, wenn es natürlich sehr viele Faktoren gibt, die dazu führen, dass die Humusschicht eher ab- statt zunimmt: Warum sollen wir durch Überversorgung der Pferde AUCH noch dazu beitragen, dieses empfindliche, lebenswichtige System zu stören? 

 

Ist es also sinnvoll, die Futtermittelspirale immer höher zu schrauben? 

Ich verkaufe Futtermittel und eine bedarfsgerechte Fütterung ist mir wichtig. Aber "bedarfsgerecht" bedeutet nicht "mehr hilft mehr". Und schon gar nicht, wenn ich dieses "mehr" nur auf 3-4 Stoffe begrenze und sonst nicht rechts und links schaue. 

JA, manche Pferde haben durch bestimmte Erkrankungen einen besonderen Bedarf. Trotzdem sollte man bei jedem Pferd erst einmal abwägen und nicht einfach als "Lösung für und gegen alles" die Pferde weit über den Bedarf hinaus versorgen. 

ERST kommt

  • die bedarfsgerechte Fütterung
  • die artgerechte Haltung
  • der passenden Umgang
  • das sinnvolle Training
  • die passende Hufbearbeitung
  • und einiges mehr

für DIESES Pferd - DANN kann man schauen, wo und wie in der Fütterung nachzubessern ist. Aber es ist absolut nicht sinnvoll, einfach auf gut Glück einzelne Nährstoffe in extrem hohen Dosierungen zu geben. Abgesehen davon, dass wir dem Pferd damit schaden können, sollten wir an dieser Stelle auch an unsere Verantwortung unserer Umwelt gegenüber denken und die ökologischen Aspekte in der Fütterung berücksichtigen! 

 

Quellenangaben u.a.:

  • Zinkserumresponse beim Pferd nach oraler Verabreichung von unterschiedlichen Zinkverbindungen, K. Kreyenberg 2003
  • Etablierung von Mangan-Referenzintervallen sowie Effekte der oralen Mangan- Supplementierung auf die Mangankonzentrationen im Serum und Vollblut des Pferdes, Theiner 2022
  • Wie gut reflektieren Spurenelemente im Serum die entsprechende Versorgung beim Pferd, Vervuert im Pferdespiegel 2021, Thieme Verlag
  • Über Antibiotikaresistenzen, ihre Ursachen und Reduktionsstrategien in der Tierhaltung, R.Benning, germanwatch
  • Wieviel CO2 binden landwirtschaftlich genutzte Böden, Bundesinformationszentrum Landwirtschaft
  • Eignung der Untersuchung von Blut zur Beurteilung der Versorgungslage mit Mineralstoffen und anderen Nährstoffen, A. Zeyner und G. Schusser Burg Warberg 2018