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Sehr häufig werde ich zu meiner Meinung zu Mineralbars gefragt. In diesen sogenannten Mineralbars werden viele verschiedene (vorwiegend mineralstoffreiche) Dinge in einzelnen Trögen zur freien Verfügung angeboten. 

Dabei wird angenommen, dass die Pferde selber am besten wissen, was sie wann und in welchen Mengen benötigen. Recht viel wird darüber geschrieben, man liest die begeisterten Kommentare und sieht wirklich wunderbar kreativen Ideen der Mineralbar-Gestaltungen. Das sieht alles toll aus und ich kann absolut verstehen, dass man sich dafür begeistern kann. Denn es ist eine ganz wunderbare Vorstellung, den Pferden mehr eigenständige Entscheidungen bieten zu können und sie natürlich und ihren Bedürfnissen entsprechend zu ernähren. Ich verstehe absolut, dass einem diese Art der Fütterung ein wirklich gutes Gefühl geben kann.

Leider sehe ich das jedoch kritisch: Die Versorgung über diese Mineralbars ist oft sehr einseitig und unausgewogen und bei weitem nicht so bedarfsgerecht und natürlich, wie es gerne dargestellt wird. Angeboten werden in erster Linie Calcium und Magnesium über Dolomitkalk, Schwefel als MSM oder Schwefelstein, Kupfersulfat (an Lavastein), Seealgen, Grüne Tonerde, Steinsalzbrocken und Waldboden.

Wie sind die einzelnen Komponenten zu bewerten?

mineralbarNährstoffanalyse Seealgen

Seealgen: Man bewirbt vielerorts ein besonders ausgewogenes Spurenelementverhältnis in Seealgen. Bevor man diese jedoch einfach so zur freien Verfügung anbietet und von einer ausreichenden Versorgung ausgeht, sollte man sich erst mal wirklich genau anschauen, WELCHE Spurenelemente da tatsächlich enthalten sind! Eine Beispielanalyse ist auf dem Foto zu finden. Natürlich schwanken die Werte je nach Herkunft, deutlich wird aber: Mit gerade einmal um die 20 mg / kg ist das ganz sicher kein geeigneter Zinklieferant und beim Jod dagegen kommt man sehr leicht in die Überversorgung. Diese Seealgen enthalten sogar noch vergleichsweise wenig Jod... Bitte also VORSICHT beim Anbieten von Seealgen zu freien Verfügung! Davon kann ich nur abraten.

Dolomitkalk: Calcium ist im Heu meist sehr ausreichend enthalten und muss eher selten ergänzt werden. Phosphor wird dagegen in den Mineralbars in der Regel einfach vergessen (ist zwar meist ebenfalls genug im Heu, aber wenn Ca und Mg angeboten werden, müsste man fürs Gleichgewicht ja auch entsprechend Phosphor anbieten).

Kupfersulfat: Kupfer wird vom Pferd in deutlich geringeren Mengen gebraucht als Zink. Zink taucht jedoch in den Mineralbars üblicherweise in kaum nennenswerten Mengen auf, aber Kupfer wird angeboten...

Grüne Mineralerde dient mitnichten der Mineralversorgung! Ob Tonerde nun gelb, grün oder rot ist: Es bleiben Tonminerale mit stark absorbierenden Eigenschaften. Es werden also eher Nährstoffe gebunden als zugeführt.

Schwefel ist in einigen Aminosäuren enthalten. Wird das Pferd ausreichend mit Eiweiß versorgt, wird es also normalerweise nicht zu Schwefelmangel kommen. Kommt es aber zum Schwefelmangel, muss ich wohl anders ansetzen, als so einen Stein hinzulegen...

Steinsalzbrocken: Ein Salzleckstein sollte den Pferden natürlich immer auch zur Verfügung stehen! 

Waldboden: Sofern es sich wirklich um guten, humosen Waldboden handelt, kann das tatsächlich manchmal eine gute Sache sein. Schöner und sinnvoller ist es jedoch, man lässt sein Pferd beim Waldspaziergang selber geeignete Stellen finden, an denen es seinen Bedarf entsprechend decken kann.

Bierhefe: Gegen Bierhefe lässt sich eigentlich nichts sagen, die Pferde werden davon wohl auch kaum große Mengen einfach so aufnehmen. Da sehe ich vor allem jedoch die Hygiene etwas als Problem an.

Fazit: Zink, Mangan und Selen sind in all diesen Dingen nicht in nennenswerten Mengen enthalten. Natürlich kann man auch einiges noch durch das Anbieten von Zweigen und Kräutern erreichen, aber man kann es drehen und wenden wie man will: Bei Zink und evtl. Mangan und Selen bleiben Engpässe und bei anderen Dingen läuft man Gefahr, in den Überschuss zu kommen. Es wird zwar gesagt, es wäre keine Überversorgung durch das Darreichen der Mineralstoffe in dieser Form bekannt, aber es fehlen doch langfristige Erfahrungen und ich hörte durchaus schon von Problemen durch diese Art der Fütterung. Mag man also einem Konzept vertrauen, das so wesentliche Dinge nicht berücksichtigt?

Inzwischen geht man teilweise dazu über, komplette Minerallecksteine oder -Schalen ebenfalls als Bestandteile der Mineralbars anzubieten, weil eben in oben genannten Komponenten doch einiges fehlt. Aber entsprechen solche Mineralstoffgemische noch dem Grundgedanken der Mineralbars? Außerdem erlebe ich es sehr häufig, dass es bei Pferden durch das Anbieten von Minerallecksteinen zu starken Selenüberschüssen kommt. Denn Pferde wissen eben NICHT immer ganz genau, was sie brauchen! Und welchen Sinn machen da noch die einzelnen Komponenten, wenn man alles auch noch einmal komplett anbietet?

Was ist noch zu beachten?

deko mineralbarsEin weiterer, wichtiger Punkt kommt dazu, wenn man sich mit den Mineralbars beschäftigt:

Einige der Produkte, die da empfohlen werden, sind ganz offensichtlich nicht als Futtermittel geprüft und auch nicht zulässig. Ich hatte vor einiger Zeit die Werbung für einige der Steine, die verwendet werden, kritisiert. Denn dort wurde z.B. für einen dieser Steine der Einsatz gegen Herpes und Anämie empfohlen. Ein anderer Stein sollte gegen Läuse und andere Parasiten helfen. Diese Werbung wurde zwar inzwischen tatsächlich von den entsprechenden Seiten entfernt, trotzdem entspricht so einiges in den Mineralbars so ganz und gar nicht dem Futtermittelrecht.

Wir befinden uns nicht in einem rechtsfreien Bereich, wenn wir unsere Pferde versorgen. Tatsächlich kann durchaus auch die Fütterung der Pferde durch die zuständige Behörde überprüft werden, sofern nicht alle Pferde im Stall ausdrücklich als Nicht-Schlachtpferde eingetragen sind. Gewisse Regeln sollten also durchaus beachtet werden.

Auch mit dem angeblich so zuverlässigen Instinkt der Pferde ist das so eine Sache... Es mag einige Pferde geben, die sehr genau wissen, was sie brauchen. Aber ist gibt auch viele, die es nicht wissen und einfach nur aus Neugier oder Langeweile mal hier und mal da lecken - ebenso wie es mäkelige Pferde gibt, die fast alles ablehnen, selbst wenn sie schon unter hochgradigen Mängeln leiden.

Die Mineralbars werden als so natürlich dargestellt. Aber wo in der Natur finden unsere Pferde Kupfersulfatsteine? Oder Schwefelblüte? Und ein Isländer mag vielleicht in seiner Heimat manchmal Seealgen finden. Aber ein Araber? Diese Mineralbars beinhalten also nicht unbedingt Substanzen, die das Pferd natürlicherweise zu sich nehmen würde. Ich kann mir darum kaum vorstellen, dass Pferde einen Instinkt für solche teilweise reinen bzw. SEHR hochdosierten Substanzen entwickeln konnten. Auch mein Bemühen ist es, meine Pferde möglichst pferdegerecht zu halten. Aber ich stecke meine Energie lieber in das Heranschaffen von Zweigen und Ästen für mehr Abwechslung und Auswahlmöglichkeiten. Auch das Anlegen von Knabberhecken und eine sinnvolle Weidepflege für buntere Wiesen und gesünderes Heu bieten enorm große Betätigungsfelder. Und um bedarfsgerecht zu füttern, lasse ich mein Heu analysieren und kann dann entscheiden, was meine Pferde brauchen und was nicht.

 

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