Telefonische Beratungszeiten (Tel.: 04138 1266): 

 Montag bis Donnerstag von 9 - 13 Uhr

Hinweis:

Zur optimalen Bedienung des Warenkorbes halten Sie das Telefon bitte im Hochformat.

Seit einiger Zeit wird viel diskutiert in den sozialen Medien über Mallanders und Sallanders (Mallenders / Sallenders - es gibt unterschiedliche Schreibweisen) und Raspe, von dem besonders Pferde mit viel Behang an den Beinen betroffen sind. 

Doch was ist das überhaupt? Wir haben bisher bei der verstärkten Schuppenbildung an der Rückseite des Vorderfußwurzelgelenks von Raspe gesprochen. 

Nun liest man vielfach, das wäre aber Mallanders und wir hätten das immer falsch behandelt, weil es sich ja um eine ganz andere Erkrankung als Raspe handeln würde. Mallanders und Sallanders sind sehr alte Begriffe aus dem 17 bis 19. Jahrhundert. In einem Buch von 1834 (Vorlesungen für Pferdeliebhaber - Hering) fand ich eine Erklärung darüber, dass man Raspe im englischsprachigen Raum mit Mallenders / Sallenders bezeichnen würde. Also ist es auch geschichtlich gesehen dasselbe und wir dürfen trotz der in Deutschland neuerdings auftauchenden Begriffe Mallenders und Sallenders getrost auf die Erfahrungen zurückgreifen, die wir über die Jahre mit dem Hautproblem Raspe gesammelt haben und wir dürfen es auch weiterhin Raspe nennen.Mallenders Sallenders Raspetypische Schuppenbildung

In den Diskussionen wird gesagt, bei Mallenders (an der Rückseite des Vorderfußwurzelgelenkes) und Sallenders (am Sprunggelenk) würde es sich um eine Hyperkeratose handeln, während Raspe eher ähnlich der Mauke zu betrachten sei. Aber das Hautproblem, das wir bisher als Raspe bezeichnet haben, gibt es in 2 verschiedenen Formen: die chronische Raspe, die sich einfach durch eine verstärkte Schuppenbildung zeigt (und demnach dasselbe ist wie Mallenders) und die "aufgeblühte", akute Raspe, die sehr schmerzhaft entzündlich, blutig und krustig zeigt und durch das entzündliche Geschehen eine Ähnlichkeit zur Mauke aufweist. Und eines geht oft ins andere über, der Zustand kann wechseln. Darum sehe ich eigentlich nicht die Notwendigkeit, dieser Hauterkrankung einen neuen Namen zu geben. 

Trotzdem muss ich zugeben: So wirklich gesicherte Informationen haben wir über die Raspe nicht. Wir haben inzwischen allerhand Erfahrungen im Umgang damit gesammelt, aber die Erfahrungen sind extrem unterschiedlich und in tiermedizinischen Fachbüchern findet man im Grunde fast nichts darüber. So versuche ich, die Sache mal ein bisschen aufzurollen und verschiedene Informationen zusammen zu tragen.

Hyperkeratose - was ist das eigentlich?

Die Haut besteht aus verschiedenen Schichten. Ich möchte das hier gar nicht zu sehr vertiefen, aber wichtig ist Folgendes: In der untersten Schicht (der Basalschicht) der Epidermis (also der Oberhaut) werden ständig durch Zellteilung neue Zellen gebildet (Keratinozyten). Diese Zellen wandern durch verschiedene Schichten immer weiter nach außen und verhornen dabei zunehmend. Sind die Zellen außen an der Haut angekommen, sind es flache, verhornte Zellen und bilden die äußerste Hautschicht - die Hornschicht (Stratum corneum). Die äußeren Hornzellen schilfern nach und nach ab, so dass sich die Haut durch diesen Prozess ständig erneuert. Beim Pferd dauert so ein Hauterneuerungsprozess ca. 17 Tage. Bei gesunder Haut bemerken wir von diesem Prozess nichts. Die Haut ist glatt und elastisch.

Unter einer Hyperkeratose versteht man eine übermäßige Verhornung der Haut. Dafür kann es viele verschiedene Gründe geben. Und es kann auf unterschiedliche Arten ablaufen:

  • Es werden zu schnell neue Zellen in der Basalschicht gebildet
  • Die äußeren Hornzellen werden nicht schnell genug abgeschilfert

Zu einer zu schnellen Zellneubildung kann es z.B. durch chronische Belastungen kommen. Die Haut versucht, sich durch stärkere Verhornung vor der Belastung zu schützen. In dem englischsprachigen Blog eines Tierarztes (Dr. David Marlin) fand ich einen Artikel über Mallenders und Sallenders, in derm geschrieben wurde, die häufige oder chronische Infektion mit Chorioptes-Milben würden diese Hyperkeratose verursachen und die Hautbereiche würden sich dann auch infizieren können. In dem Zusammenhang schauen wir uns noch ein weiteres Krankheitsbild an:

Seborrhö

Unter Seborrhö versteht man eine Schuppenbildung durch übermäßig schnelle Neubildung der Keratinozyten (also Zellen in der Basalschicht). Man unterscheidet die 

  • primäre Seborrhö (vermutlich genetisch, Reifungsprozess der Keratinozyten ist abgekürzt und dies führt zu Hyperkeratose und Schuppenbildung)
  • sekundäre Seborrhö (durch Entzündung oder Trauma hervorgerufen), dies ist die weitaus häufigere Form
Metatarsale Keratose

In medizinischen Fachbüchern findet man kaum etwas über Raspe, meist taucht es lediglich als Sonderform von Mauke auf. Aber im "Handbuch Pferdepraxis" (Enke Verlag) habe ich unter "Metatarsale Keratose" die Beschreibung einer Erkrankung gefunden, die zu Raspe passen würde. Es steht dort, dass die Ursache unbekannt und dass es nicht heilbar sei - lediglich Symptome könnten verbessert werden. Und man müsse darauf achten, dass es nicht zu Sekundärinfektionen käme.

Und was sagt uns das nun alles?

Die Informationen in der Literatur sind also sehr mager. Aber wenn man die wenigen Informationen mit langjährigen Erfahrungen und Beobachtungen verbindet, so ergibt sich jedoch ein recht schlüssiges Bild:

  • Die Veranlagung scheint genetisch zu sein. Besonders betroffen sind Pferd mit viel Röhrbeinumfang und viel Behang an den Beinen.entzündlichEntzündliche Raspestelle
  • Meist tritt das Problem erst auf, wenn das Pferd ausgewachsen ist. Bei Jungpferden sieht man es seltener.
  • Sehr, sehr häufig leiden diese Pferde unter Milbenbefall. Ob Milbenbefall jedoch immer der alleinige Auslöser ist, ist fraglich. In jedem Fall tut man gut daran, immer mal wieder an Behandlung gegen Milben zu denken.
  • Wenn die Raspe heftig krustig und schmerzempfindlich ist, liegt eine Infektion vor. Meist bleibt dann auch nach dem Abklingen der Entzündung als chronische Hautveränderung die bekannte verstärkte Schuppenbildung. 

Nach meiner Beobachtung und Erfahrung spielen also die genetische Veranlagung und der Milbenbefall eine sehr große Rolle. Durch den Milbenbefall kann es zu Sekundärinfektionen kommen, die zu chronischen Hautveränderungen führen können. Durch die dann verstärkte Schuppenbildung bleibt das Pferd anfällig für erneuten Milbenbefall und es kann durch den Milbenbefall und die starke Schuppenbildung immer mal wieder zu Sekundärinfektionen kommen. 

Und wie geht man damit um?

In den Diskussionen um dieses Krankheitsbild geht es immer wieder um die Fütterung. Und da geht es vor allem darum, was diese Pferde NICHT fressen sollten. Tatsächlich scheint es oft so, als würden betroffene Pferde auf bestimmte Futtermittel mit Verschlechterung der Symptome reagieren. Und ich möchte es auch nicht ausschließen, dass das so ist. Nur ist es wirklich sehr, sehr schwierig, da eine schlüssige Linie zu finden, was das Problem wohl schlechter machen könnte. Mir wurde schon erzählt, dass Pferde auf Heucobs, Möhren,  Luzerne, bestimmte Sorten getreidefreies Müsli, jegliches Mineralfutter und einigen anderen Dingen reagieren würden. Genauso wurde auch auf das Weglassen derselben Dinge reagiert.

Vielfach wird auch gesagt, betroffene Pferde dürften nichts "synthetisches" bekommen und die Gabe von "Industriefutter" wäre die Ursache des Problems. Auch dazu habe ich mal ein bisschen in alten Büchern gestöbert: Schon in einem Buch von Galiberti von 1660 kann man recht viel lesen über "Heylung der Räpffen" und "Wider die Schrunden". Aus den Beschreibungen kann man schließen, dass "Räpffen" wohl Raspe meint und auch hier wurde es zusammen mit Krätze und Räude (also Krankheiten durch Milben verursacht) erwähnt. 1660 gab es sicher keine "synthetischen Industriefutter" und trotzdem gab es auch damals das Problem und auch damals galt es als hartnäckig, die Behandlungsvorschläge waren entsprechend aufwendig. Zum Thema "natürliche Fütterung" habe ich hier einen Artikel geschrieben: Natürliches Mineralfutter? 

Allem voran wird momentan gesagt, man dürfe kein Futter mit Biotinzusatz geben, weil Biotin zu vermehrter Keratinproduktion führen würde und das würde also die Hyperkeratose verschlimmern. Aber ich denke, wenn man über das oben Geschriebene etwas nachdenkt, dann sieht man, dass eine Hyperkeratose sicherlich andere Ursachen hat als die Zufuhr von Biotin. Es gibt auch in der Literatur keinerlei Hinweise darauf, dass Biotin bei Mensch oder Tier zu Hyperkeratose führen könnte. Und ich möchte zu Bedenken geben: Individuelle Beobachtungen können sehr täuschen! Denn meist wird ein Futtermittel dann gewechselt, wenn man das Gefühlt hat, dass das bisherige nicht passt. Heißt also: Da lief schon vor dem Futterwechsel etwas nicht so rund. Darum gibt man dann ein neues Futter. Und wenn die Sache dann noch schlechter wird, dann meint man, nun wäre das neue Futter schuld. Dabei lag der Anfang der Sache schon weiter zurück...

Aber kann es denn überhaupt sein, dass man wenige Tage nach Futterwechsel eine Veränderung der Raspestellen bemerkt? Oben habe ich geschrieben, dass es ca. 17 Tage von Zellteilung bis Ankunft in der obersten Hautschicht dauert. Also 2 bis 3 Wochen. Und bevor Nährstoffe tatsächlich in der Haut ankommen, dauert es ja auch eine ganze Weile! Heißt also: Beobachtet man 1 bis 2 Wochen nach Gabe eines neuen Mineralfutters eine verstärkte Schuppenbildung, so kann das eigentlich nicht damit zu tun haben - so schnell geht das nicht.

Man sollte dabei bedenken, dass das Pferd vielen verschiedenen Einflüssen ausgesetzt ist: Heuqualitäten können schwanken, es gibt Wetterwechsel (und gerade diese machen sich bei Hautproblemen oft enorm bemerkbar!), Fellwechsel (verschlechtert das Problem ebenfalls oft recht regelmäßig), verschiedene Stressfaktoren, mehr oder weniger Bewegung usw, usw...

Hat man also ein Futter gefunden, das eigentlich passen sollte, so tut man gut daran, dies erst einmal auch längerfristig zu geben, denn Verschlechterungen können viele Gründe haben. Natürlich kann und sollte man bei der Auswahl umsichtig vorgehen. Denn wie gesagt: Wir alle haben das Gefühl, die Pferde könnten auf bestimmte Dinge reagieren, wissen aber nicht genau, worauf. Aber immer muss man dem Ganzen auch etwas Zeit geben, denn es gibt immer sehr viele Einflüsse gleichzeitig.

Recht positiv wirken sich häufig Produkte mit Seealgen aus. Hier gilt jedoch zu beachten: Seealgen enthalten sehr viel Jod und müssen darum sehr vorsichtig dosiert werden. Auch verschiedene Kräuter können sich positiv auf die Hautgesundheit auswirken. Als Kombi-Produkt aus Seealgen, Spirulina, Lecithin, Kieselerde, Kräutern und Samen bieten sich die Herbasalin Wellnesshappen als Futterergänzung an.

Und die Pflege?

In einem sind sich also im Grunde alle einig: Es handelt sich um eine chronische Hautveränderung. Heißt also: wir müssen lernen damit umzugehen - wir bekommen es nicht weg. Man kann die Situation verbessern - aber auch verschlechtern. Und was bei einem Pferd gut funktioniert, passt beim anderen überhaupt nicht. Es gibt 3 wichtige Standbeine in der Raspepflege:

  • Milbenbehandlung (und zwar sehr konsequent!) 
  • regelmäßige Pflege, damit die "Schuppenplacken" nicht zu stark werden
  • gute Hygiene, damit es nicht zu äußerst schmerzhaften Sekundärinfektionen kommt

verschmutztSo sollte eine Raspestelle nicht aussehen!Womit man am besten pflegt, ist recht unterschiedlich: Oft werden paraffinhaltige Salben oder Öle zum Lösen der Schuppen verwendet. Das funktioniert zugegebenermaßen auch gut, zumal Paraffinöle nicht reizen und gut vertragen werden. Bedenken sollte man aber: Mit einer dauerhaften Mineralöl-Behandlung fördert man nicht die Hautregeneration. Der Feuchtigkeitshaushalt der Haut sowie auch der Barriereschutz werden auf Dauer massiv gestört.

Ich halte es für sinnvoller, die Haut gut zu unterstützen und durch eine gut angepasste Pflege nicht nur die Symptome zu mildern, sondern auch in einem gewissen Rahmen für Besserung zu sorgen. Darum nutze ich lieber Rohstoffe aus der Naturkosmetik, die die Haut nachhaltiger pflegen.

Tatsächlich aber zeigt es sich aber leider immer wieder, dass manche Raspestellen sehr empfindlich sind und Pflanzenöle so gar nicht mögen. Kaum verwendet man pflanzenölhaltige Cremes oder Salben oder auch reine Pflanzenöle, dann blüht solch überempfindliche Raspe heftig auf und wird sehr schmerzempfindlich. Andere Pferde kommen jedoch damit wunderbar zurecht. Da gibt es also keine allgemeingültige Regel. Im Zweifelsfall (besonders, wenn schon lange Zeit mit Mineralölen gearbeitet wurde) würde ich mich ganz vorsichtig herantasten:saubere RaspestelleEntzündliche Raspestelle von oben nach dem Waschen.

  • Zunächst werden die Haare an der Raspestelle etwas gekürzt.
  • Dann wird mit einer sehr milden Waschlotion oder einer handgemachten, gut überfetteten Seife gewaschen.
  • Sehr kräftige Schuppen / Krusten müssen evtl. zunächst mit einem Mineralölprodukt gelöst werden, dann bitte am nächsten Tag wieder mit sehr sanften Reinungungsprodukten abwaschen.
  • Nach dem Waschen und Trockentupfen wird sanft desinfiziert (z.B. mit der Prontosan Wundspüllösung und / oder Prontosan Wundgel aus der Apotheke).
  • Gibt es noch sehr hartnäckige Krusten, dürfen diese zwischendurch mit einem Mineralölprodukt gelöst werden, danach aber wieder herunterwaschen und desinfizieren.
  • Sauberhalten der Raspestelle bleibt wichtig!
  • Raspe ist ein chronisches Hautproblem, das man immer im Blick behalten muss. Die Pflege muss dem jeweiligen Hauszustand angepasst werden. 

Man muss also ein wenig hin- und herwechseln, um auf Dauer auf eine regenerierend wirkende Pflege umstellen zu können. Das Ziel ist es, nicht mehr tagtäglich pflegen zu müssen. 

 

Bei weniger empfindlichen Raspestellen kann man wie folgt vorgehen:

  • Krusten und Schuppen werden mit dem z.B. Nachtkerzenöl gelöst, bei sehr hartnäckigen, festen Schuppen-Placken benötigt man evtl. ein Mineralölprodukt.
  • zwischendurch nutzt man milde Waschlotionen oder handgemachte Seifen zur Reinigung
  • die Haut wird mit Cremes und Lotionen gepflegt
  • manchmal passen auch ureahaltige Feuchtigkeitslotionen aus der Drogerie ganz gut

In allen Fällen gilt: Dranbleiben! Milben im Blick behalten und die Stellen geschmeidig und sauber halten! Und wenn alles insgesamt auf einem guten Stand ist, machen Sie sich bitte nicht verrückt, wenn es hier und da mal ein paar Schuppen oder Krüstchen gibt. Das kann bei unseren langhaarigen Pferden immer mal vorkommen. Ein Tinker, Shire, Clydesdale oder Friese ist in der Pflege aufwendiger als ein Warmblut. Regelmäßige Kontrollen und Sauberhalten der Behänge gehören einfach dazu, wenn man sich für Pferde dieser Rassen entschieden hat. Aber nicht jede kleine Schuppenbildung und jedes Krüstchen ist gleich ein Drama, sondern das lässt sich bei Pferden mit chronischer Hautveränderung nicht komplett vermeiden. Sorgfalt ist also wichtig - aber mit Augenmaß!

Unten Fotos von einem solch unkomplizierten Verlauf. Bei der Stute wird nur ca. 1 x monatlich gepflegt, die Raspestelle ist nicht schmerzhaft. Das erste Foto wurde nach der "Winterpause" aufgenommen, es wurde ca. 3 Monate lang nicht behandelt. Bei empfindlichen Pferden könnte das eine ziemliche Katastrophe sein, aber dies ist ein Fall, in dem sich einfach nur verstärkt Schuppen bilden, die Haut als solches ist aber intakt und zeigt keine Entzündungsneigung (anders als auf den Fotos oben). Zugegeben: Hätte man den Behang gewaschen, sähe es noch besser aus und man hätte auch die Schuppen noch gründlicher auskämmen können. Aber ich denke, man sieht deutlich den Unterschied der Verläufe der akuten, entzündlichen Raspe oben und dem chronischen, unkomplizierten Verlauf.

 

 RaspeÜber einige Wochen haben sich allerhand Schuppen angesammelt!

 KammNach der Behandlung werden Schuppen mit einem feinzinkigen Kamm ausgekämmt.

 Nach der BehandlungMan sieht: Trotz der starken Schuppenbildung ist die Haut nicht gerötet, der Behang bleibt dicht und gesund.

 

Kennen Sie schon den Sapodoris-Newsletter? Melden Sie sich gerne HIER dafür an und achten Sie bitte dann auf die  E-Mail mit dem Bestätigungslink.