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Ich bin kein Tierarzt und kein Therapeut, ich mache lediglich Futterberatungen. So ist es etwas schwierig, dass ich nun über Darmentzündung beim Pferd schreibe, das so deutlich in den tiermedizinischen Bereich gehört. 

Aber da doch recht viele Pferde unter chronischer Darmentzündungen leiden, ohne dass es erkannt oder überhaupt daran gedacht wird, möchte ich hier einfach von Cimbria erzählen. Dies ist also lediglich ein beispielhafter Erfahrungsbericht.

Schon als Cimbria vor vielen Jahren zu uns kam, litt sie unter Kotwasser. Und schon damals hatte sie Karies, einige wackelige Zähne, eine Zahnfistel - einfach ein sehr schlechtes Gebiss. Außerdem war sie psychisch sehr, sehr angeschlagen (lesen Sie gerne mehr über Cimbria hier: Erlernte Hilflosigkeit). Es gab also allerhand Gründe für ihr Kotwasser, aber natürlich haben wir nicht alles von Anfang an erkannt und berücksichtigt. 

In den ersten Jahren probierte ich sämtliche Tipps "gegen" Kotwasser völlig erfolglos aus. Auch Tierärzte und THPs konnten uns nicht wirklich Darmentzündunghelfen. Es war mal besser und mal schlechter - aber es war nie ganz weg. Auf der Wiese ging es ihr deutlich besser, im Winter bei Heu und Stroh sehr schlecht. Der Durchbruch kam endlich, als wir 2 Dinge grundlegend veränderten:

  • Wir begannen anders mit ihr zu arbeiten (Clickertraining) und bald ging es ihr psychisch besser. (Auch hierzu mehr im Artikel "Erlernte Hilflosigkeit")
  • Ich streute den Stall nicht mehr mit Stroh ein, kaufte außerdem feineres, früher geerntetes Heu als zuvor.

So ging es ihr ca. 12 Jahre lang wirklich, wirklich gut. Ja, die Zähne wurden im Laufe der Jahre immer schlechter - aber sie stand gut da, war sogar immer eher zu dick (um nicht zu sagen phasenweise sogar fett!). Es waren unkomplizierte, schöne Jahre ohne nennenswerte gesundheitliche Probleme.


kauen1Cimbria kaute "Röllchen"Leider verlor ich dabei eine ganze Weile aus dem Blick, dass diese Fütterung aber für die beiden jungen Stuten alles andere als passend war. (Ich habe darüber geschrieben in "Mein Pferd ist dick") Es wurde also notwendig, die Fütterung den Bedürfnissen der beiden jungen Stuten anzupassen: Es gab weniger Weidegang, energieärmeres, gröberes Heu und auch Stroh. Und kam es, wie es kommen musste: Cimbria bekam wieder heftiges Kotwasser, Durchfall, der Bauch war gebläht - es ging ihr gar nicht mehr gut...

Natürlich bekam sie daraufhin wieder feineres Heu und vermehrt eingeweichte Heucobs dazu. Aber bald waren wir wieder an einem Punkt angekommen, an dem auch das nicht mehr half.

zaehneIhre Zähne nutzen sich schräg abInzwischen hatte sie noch einige Zähne mehr verloren und schluckte somit auch feines Heu einfach zu grob ab. Eine heftige Kolik ließ nicht lange auf sich warten. Auch, wenn sie diese gut überstand: So ging es ja nicht weiter! Es hatte sich etwas verändert und somit mussten wir noch einmal komplett neu überlegen. Alles, was sich früher bewährt hatte, griff nun  nicht mehr.

Was war also passiert? Cimbria konnte über Jahre nicht mehr gut kauen. Nicht nur, dass sich ihre Zähne sehr schräg abnutzen, zusätzlich verliert sie auch immer wieder Zähne. Sie hat hat also schon lange Zeit keine wirklich funktionierende Kaufläche mehr.

 

kauen2Äußerlich fallen unterschiedliche Faserlängen kaum auf.Den Äppeln sieht man gar nicht auf dem ersten Blick an, WIE grob Cimbria tatsächlich dadurch das Futter abschluckt. Löst man aber einen Kotbollen in Wasser auf und breitet etwas davon auf Küchenpapier aus, kann man sehr gut die unterschiedichen Faserlängen erkennen (Foto weiter unten)

Natürlich verändert sich die Darmflora eines Pferdes, wenn über Jahre nicht gut gekaut werden kann. Man kann dieses zunächst (und oft auch wirklich über recht lange Zeit!) über die Gabe von reichlich Heucobs recht gut ausgleichen. Denn durch das schlechte Kauen der groben Fasern kommt es quasi zu einem Rohfasermangel, obwohl eigentlich genug Heu gefüttert wird. 

 

 

Darmentzündung beim PferdSo ist der Unterschied klar erkennbar!Das hat auch bei Cimbria lange Zeit gut geklappt. Aber natürlich führt auch die Gabe von großen Mengen Heucobs (und ich spreche hier nun von mehreren Kilos täglich) zu einer Verschiebung in der Darmflora, weil die eingeweichten Heucobs ja nicht so gründlich gekaut und eingespeichelt werden, wie dies bei Heu der Fall ist.

Nun war also auch bei Cimbria dieses System, das wir über Jahre durch eine sehr angepasste Fütterung gut im Griff hatten, letztendlich doch gekippt. Ein Blutbild ergab eine leichte Blutarmut (trotz erhöhten Eisenwertes) und ein paar andere kleine Verschiebung. Alles nicht sehr ausgeprägt, aber doch gab uns das Hinweise. Ich ließ also ihren Kot auf okkultes Blut untersuchen - und der Test war positiv. Irgendwo im Verdauungstrakt verlor sie also Blut. Gleichzeitig war der pH-Wert im Kot zu niedrig, sie nahm ab, litt unter heftigem Durchfall, das gelbliche Kotwasser lief ihr ständig an den Beinen herunter, der Bauch war gebläht. Und vor allem merkte man ihr deutlich an, dass sie sich nicht wohl fühlte.

Alles zusammen genommen (ihr Vorgeschichte und die aktuellen Untersuchungsergebnisse) sprachen nun sehr dafür, dass wir es bei ihr mit einer Darmentzündung zu tun hatten.  Wegen ihres doch schon höheren Alters und ihrer Gemütsverfassung  entschieden wir uns gegen weitere Untersuchungen in der Klinik. So verordnete der Tierarzt ihr zunächst Antibiotika und dann auch Cortison. Und siehe da: Schon am 3. Tag der Cortisontherapie äppelte sie wieder normal, das Kotwasser war fast weg und es ging ihr deutlich besser. 2 Wochen bekam sie das Cortison in hoher Dosierung und während dieser Zeit normalisierte sich alles. So reduzierten wir dann Stück für Stück die Cortisongabe immer weiter herunter. Nach einigen Wochen waren wir bei ca. 1/8 der Dosierung angekommen. Und sie blieb damit stabil. Ganz absetzen konnte ich das Cortison jedoch nicht, dann kippte nach wenigen Tagen wieder alles. 

Ungefähr ein Jahr lang blieb es so dabei und natürlich versuchten wir nebenbei die Fütterung noch weiter zu optimieren und tatsächlich gelang es!

kuebelHeucobs waren natürlich immer einer der wichtigsten Bestandteile in ihrer Ration. Da Cimbria es aber über die Jahre schon recht leid war, immer so viel Eingeweichtes zu fressen und weil ich sie gerne ein bisschen mehr zum Kauen bringen wollte, bekam sie kurz vor dem Fressen  Extru Vital (Firma Warneke) mit in die Heucobs gemischt. Dieses extrudierte Futter ist sehr lecker, leicht zu zerkauen (auch mit Cimbrias schlechtem Gebiss) und durch die Zubereitungsform und den enthaltenen Leinsamen äußert gut verträglich und hoch verdaulich für Pferde mit Problemen im Verdauungstrakt.

Phasenweise taten ihr auch unmelassierte Rübenschnitzel (natürlich eingeweicht) sehr gut. Aber die mochte sie bald nicht mehr. 

Als sehr wichtige Zutat während der letzten Jahre hatte sich das Sapodoris Protect für Cimbria entpuppt. Denn trotz Cortison war Cimbria immer noch aufgebläht, was ihr sichtlich unangenehm war. Da taten ihr die Hefezellwandextrakte aus dem Protect sehr gut und nach einigen wenigen guten Versuchen  es mal wieder abzusetzen, blieb das Protect lange Bestandteil ihrer Ration. 

Trotzdem wären wir wohl ganz ohne die anfängliche Cortisongabe nicht so weit gekommen. Und natürlich gab ich ihr dauerhaft Aminosäuren in leicht verwertbarer Form (DerMino, inzwischen gibt es das noch passendere AminoGast) und Mineralfutter mit hochdosiertem B-Komplex (Oligo Plus (vormals Basis Stoffwechsel)), denn auch wenn sie weitgehend symptomfrei ist: Wir wissen nicht, wie weit ihr Darm beeinträchtigt ist und so gleichen wir durch die ihre Problematik entstehenden Engpässe bestmöglich aus. Die beiden Produkte gibt es auch als quasi "Kombiprodukt" - das  Alpuvita

Später wechselte ich immer mal ein bisschen. Cortison brauchten wir dann nicht mehr. Als weitere Produkte, die ihr immer wieder sehr gut taten möchte ich hier das PektoGast und das Oleotop nennen.

Wichtig ist bei Pferden mit Darmentzündung: Alle Futterveränderungen müssen sehr langsam vorgenommen werden. Und Vorsicht mit konzentrierten Eiweißprodukten! Die Eiweißversordung muss gedeckt werden, jedoch muss man sich langsam herantasten. Sinnvoll sind extra zugesetzte Aminosäuren, die direkt im Darm aufgenommen werden können. Und hier ist besonders die Aminosäure Threonin hervorzuheben, die in großer Menge in den Muzinen auf den Schleimhäuten enthalten ist. Hier ist an AminoGast als besonders gut passendes Produkt hervorzuheben.

Wie oben geschrieben ist dieser Artikel lediglich das Beispiel EINES Pferdes, einfach ein Erfahrungsbericht um eine Idee zu geben - aber keinesfall einfach so auf ohne vorhergehende Untersuchungen und genaue "Bestandsaufnahme" übertragbar auf andere Fälle. Immer muss man bei Kotwasser sehr genau schauen.  Für Kotwasser gibt es sehr, sehr viele mögliche Ursachen, aber EINE mögliche Ursache ist eben auch eine chronische Darmentzündung.

Chronische Darmentzündungen können sich natürlich nicht nur durch ein schlechtes Gebiss entwickeln. Auch da ist Cimbrias Fall nur ein Beispiel. Andere mögliche Ursachen sind zum Beispiel:

  • lang anhaltender Stress
  • Wurmbefall (auch früherer starker Wurmbefall in Fohlen- / Jungpferdezeit)
  • zu wenig Raufutter, zu geringe Fresszeiten 
  • schlechte Futterqualität
  • zu viel Kraftfutter bei zu wenig Raufutter

In jedem Fall ist es immer wichtig, gründlich zu beobachten und tierärztlich untersuchen zu lassen. Wenn möglich, müssen natürlich Ursachen abgestellt werden, die Darmentzündung als solches behandelt werden, nebenbei alle Nährstoffe in leicht verfügbarer Form zu Verfügung gestellt werden, damit der Körper überhaupt regenerieren kann. Alles muss ineinander greifen können und gut aufeinander abgestimmt werden!

UPDATE: Diesen Artikel schrieb ich schon ca. 2018 und hielt ihn dann immer ein bisschen aktuell, denn natürlich war bei Cimbria bis zum Schluss die Fütterung ein großes Thema. Wir mussten sie leider im Juli 2022 einschläfern lassen wegen einer heftigen Wirbelsäulenproblematik. Sie stürzte mehrfach und lief stark ataktisch und es war nicht behandelbar. Ihre Darmentzündung hatten wir so gut im Griff und dann war es schwer, dieses ganz besondere Pony wegen so einer anderen Problematik gehen lassen zu müssen. 

 

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